recherchieren

Mittels der Recherche suchen wir uns Material zu unserem Fall, dem Thema, der Art und Methode der geplanten Forschung zusammen, und zwar sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. Diese Phase beinhaltet sowohl Aufenthalte im Forschungsfeld als auch (digitale) Besuche in Bibliotheken, Archiven und Geodatenportalen. Wir suchen zunächst in die Breite, also alles, was zu tun hat mit dem Thema (z.B. Gemeinschaft), dem Ort (z.B. die Straße, die Nachbarschaft), dem lokalen, konkreten Umfeld (z.B. Stadtteil, Dorf, Siedlung, Gegend) aber auch dem thematischen Umfeld (z.B. Einfamilienhaus, Großwohnsiedlung, Hausbesetzung, Materialitäten). Es gilt also zunächst möglichst viel Material zu sichten und dabei zu entscheiden, ob und wie es für den eigenen Fall wichtig sein kann. Die Recherche findet auf verschiedenen Maßstabsebenen statt und resultiert bestenfalls in einer Sammlung verschiedener Formate, wie z.B. Bücher, Zeitschriftenartikel, Fotos, Karten, Zeichnungen, Berichte, Mietverträge, Bebauungspläne.
Recherchieren heißt, sich interessiert auf die Suche zu begeben. Dies involviert städtische und Stadtteilarchive, Bibliotheken, Museen und Suchmaschinen, aber auch Besuche in der Gegend, bei denen ein Feldtagebuch geführt wird. Gespräche mit Menschen vor Ort können produktiv sein, sowohl was das Schärfen des Forschungsinteresses als auch Datenerhebung angeht.

Unter der wissenschaftlichen Recherche wird eine Reihe von Tätigkeiten verstanden: gezielt nach etwas forschen und sich informieren, die systematische Erschließung von Themen, Hintergründe und historische Entwicklung kennenlernen, sich ein Bild von einem Sachverhalt machen. Es empfiehlt sich, schon vor der Recherche Thesen oder Fragen zu formulieren sowie Schlüsselwörter zu benennen. Während der Recherche müssen neue Informationen und Erkenntnisse iterativ in die Thesen- und Fragebildung mit eingebaut und die schon gefundenen Informationen überprüft werden. Ist die Materialsammlung fürs Erste saturiert, d.h. angemessen ertragreich, muss das Material ausgewertet werden. Desweiteren werden dann Thesen und Fragestellungen nochmals überprüft, ggf. überarbeitet und dann bearbeitet.

Das Recherchematerial muss (thematisch oder nach Materialsorte) geordnet werden und bestenfalls verschlagwortet werden, damit es sich wiederfinden lässt. Schlüsselbegriffe können auch hilfreich sein, um den Fokus zu schärfen oder die jeweilige Besonderheit des Falles herauszuarbeiten. Beim Sammeln des Materials geht kein Weg an der genaueren Sichtung und Lektüre vorbei. Häufig kann aber bereits ein Abstract eines längeren Textes gute Aufschlüsse darüber geben, ob ein Text wirklich wichtig ist oder fürs erste zurückgestellt werden kann. Es kommt also darauf an, dass die forschende Person begründete Entscheidungen trifft, was warum wichtig sein könnte. Recherche und Fokussierung bedingen sich gegenseitig, deshalb sollten während der Suche nach Material immer die Fragen und eigenen Interessen an die Forschung vergegenwärtigt und reflektiert werden.

Bei der Recherche selbst wird ebenfalls mit Schlüsselwörtern gearbeitet, ob diese in Suchmaschinen oder Bibliothekskatalogen eingegeben werden. Es ist also wichtig, dass die Suchbegriffe (oder Schlüsselwörter) weder zu spezifisch noch zu weit gefasst sind. Der Begriff »Einfamilienhaus« würde sicherlich zu sehr vielen Einträgen führen, deren Sichtung zu lange dauern und aufgrund der thematischen Bandbreite zum Begriff auch nicht weiterführen würde. Auf den Katalogseiten der Bibliotheken wird erklärt, wie mehrere Stichwörter gemeinsam oder unter Ausschluss bestimmter Wörter gesucht werden können.

Pläne und Karten lassen sich jenseits ihrer Maßstäbe auf ihre zugrundeliegenden Aussagen hin vergleichen. Der Maßstab ist je nach Zweck einer Karte oder eines Plans verschieden groß oder klein. Je großmaßstäblicher eine Karte, desto größer werden Objekte auf der Karte dargestellt. Eine Wanderkarte mit 1:25.000 z.B. hat einen größeren Maßstab als eine Straßenkarte (1:100.000). Noch genauer und damit größer ist ein Katasterplan mit 1:1000. Die beiden in Proportion zueinander stehenden Angaben bedeuten, dass 1 cm auf der Karte 25.000 cm (also ein Viertelkilometer oder 250m) Naturstrecke entspricht. Anhand von Bebauungsplänen aus verschiedenen Jahren lässt sich z.B. die politisch gewollte und durchgesetzte städtische Entwicklung ablesen; anhand von Werbematerial und Immobilienmessen kann grob abgelesen werden, wie sich das Wohnen im Eigentum wandelt; der Bodenrichtwert gibt Auskunft darüber, welche Preise für Grundstücke abgerufen werden; ein Spaziergang kann Aufschlüsse darüber geben, was für Menschen sich in bestimmten Gegenden bewegen, welche Autos dort fahren / stehen, welche Tätigkeiten hier verrichtet werden. Wenn Sie alte Fotos finden, versuchen Sie, dasselbe Motiv aus derselben Perspektive zu fotografieren.
Setzen Sie sich mit den wissenschaftlichen Quellen auseinander und schreiben Sie jeweils sehr kurze Zusammenfassungen, warum Aspekte, Gedanken, Argumente, Fakten etc. aus einem Buch oder einem Artikel für Ihre Forschung wichtig sind oder sein könnten. Gucken Sie sich die Literaturangaben in den Büchern und Artikeln an, die Ihnen Aufschlüsse darüber geben, wer wann was zu welchen Themen und Fragen geschrieben hat. Entdecken Sie bestimmte Autor*innen in unterschiedlichen Literaturverweisen, kann dies bedeuten, dass ihre Arbeiten als wichtig angesehen werden. Handelt es sich dann noch um Erkenntnisse oder Argumente, die für Ihre Forschung zentral sind, sollten Sie die Primärquelle heraussuchen, d.h. diese Autor*innen selbst suchen, anstatt nur Sekundärliteratur über sie zu lesen.

Gemeinfreie Bilder und Medien können beispielsweise über Wikimedia Commons gesucht werden. Gemeinfreie Bilder und Medien sind Bilder und Medien (auch Texte), die nicht unter das Urheberrecht fallen und somit von allen für nicht-kommerzielle Zwecke verwendet werden dürfen – unter Benennung der Quellen. Behandeln Sie dabei auch Bilder wie Texte, die interpretiert werden können und aus bestimmten Perspektiven und mit bestimmten Absichten gemacht wurden. Bei Bild-, Karten- und Textanalyse können eine Reihe von Fragen helfen, sowohl die Relevanz einer Quelle für die eigene Arbeit als auch die Aussage einer Quelle herauszuarbeiten. Obwohl diese Fragen schon der Analyse vorgreifen, sind sie auch nützlich bei der Recherche, können den Fokus schärfen, die Forschungsfrage konkretisieren oder sogar erst zur Fragestellung führen.

Fragen für die kritische Bildanalyse:
Wer oder was ist abgebildet?
Welche Handlungen/ Tätigkeiten/ Beziehungen sind erkennbar?
Welche Bedeutung haben Perspektive, Ausschnitt, Umgebung, Belichtung, eventuell Farben, Haltung, Aussehen, Gestik, Mimik der abgebildeten Personen?
Welchen Eindruck vermittelt das Bild / soll das Bild vermitteln?
Wie wirkt das Bild auf mich? Welche Assoziationen stellen sich ein?
Welche Informationen benötige ich, um das Bild lesen und verstehen zu können?
Wer hat das Bild warum gemacht?
Was ist nicht zu sehen?

Fragen für die kritische Textanalyse:
Um was geht es?
Welche Theorien/ Methoden/ Sachverhalte werden erwähnt und wie?
Wie lassen sich Stil, Ausdruck, Bezüge zu anderen Werken und Autor*innen beschreiben?
Welchen Eindruck sollen Leser*innen erhalten bzw. gibt es Anzeichen dafür, dass ein bestimmter Eindruck vermittelt werden soll?
Wie wirkt der Text auf mich? Welche Assoziationen stellen sich ein?
Welche Informationen benötige ich, um den Text verstehen zu können?
Wer hat den Text zu welchem Zweck geschrieben?

Fragen für die kritische Kartenanalyse:
Was ist abgebildet?
Welche Parameter sind erkennbar, welche nicht?
Welche Bedeutung haben Ausschnitt, Farben, Kartenebenen, Symbole, Legende?
Welchen Eindruck soll die Karte vermitteln?
Wie wirkt die Karte auf mich?
Welche Informationen benötige ich, um die Karte verstehen zu können?
Wer hat die Karte aus welchem Interesse gemacht?
Ferner muss das Abgebildete selbst konkret befragt werden: Versuche ich etwas über die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen der abgebildeten Gebiete herauszufinden? Über die historisch-bauliche Entwicklung der Nachbarschaft? Über Eigentumsverhältnisse und Parzellierung? Über Größenverhältnisse? Karten zu Bodenbeschaffenheit oder zu technischer Infrastruktur? Schaue ich mir ein Luftbild an, auf dem Details von Gebäuden und Begrünung zu sehen sind? Welche Maßstäbe zeigen was?

Schon während der Recherche ist es ganz wichtig, die jeweiligen Quellen zur Hand zu haben und benennen zu können. Wenn Sie etwas nicht verstehen oder nicht kennen, fragen Sie nach – im Seminar, beim Bibliothekspersonal oder in einer Online-Suchmaschine. Aus sogenanntem Nicht-Wissen können relevante Aspekte werden, sobald sich der Nebel lichtet. Legen Sie bereits bei der Recherche ein Verzeichnis Ihrer Materialien an und kennzeichnen Sie Quellen, die Sie im Laufe der Forschung verwerfen. Verwenden Sie für das Quellenverzeichnis den Chicago Stil: https://www.chicagomanualofstyle.org/tools_citationguide.html

Bibliothekskatalog der HCU
https://www.hcu-hamburg.de/it-und-medien/bibliothek/

Bibliothekskatalog der Uni Hamburg
https://www.sub.uni-hamburg.de/startseite.html

Suche nach wissenschaftlichen Quellen im Netz
https://scholar.google.com/

Plan- und Kartenmaterialrecherche:
https://www.hamburg.de/planportal/

Geodatenportal der HCU (via VPN erreichbar):
http://gdi-hcu.local.hcuhh.de/

Bild- und Medienrecherche:
Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page

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