A Room of One's Own

Nutzung: Wohnen
Haustyp: Mehrfamilienhaus
Organisationsform: Stiftung/Wohnstift
Baujahr: 1883, 1895, 1932, nach 1960 (Bungalows)
Anzahl der Geschosse: drei Gebäude mit je 4 Geschossen, fünf Bungalows (eingeschossig)
Anzahl der Räume (privat und gemeinschaftlich): 1- und 2-Zimmer Wohnungen, keine Gemeinschaftsräume außer zwei Waschkeller
Grundstücksfläche: 6.210m²
Bebaute Fläche: 1.610m²
Anzahl der Bewohner*innen: ca. 110
Besitzverhältnisse: Gebäude gehören der Stiftung selbst, keine Erbpacht, Anwohnerinnen wohnen in Mietverhältnissen

“[...] a lock on the door means the power to think for oneself” (Woolf 1929: 89)

Virginia Woolf setzt sich in ihrem Essay “A Room of One’s Own” mit dem literarischen Schaffen von Schriftstellern und Schriftstellerinnen auseinander. Dass Männer die Literaturszene beherrschen, führt sie darauf zurück, dass Frauen generell und Schriftstellerinnen im Speziellen eigene Räume fehlen, um sich zu entfalten (vgl. Woolf 1929). Auch Hannah Arendt führt in Vita Activa auf, dass das Wohnen Grundlage für das aktive Leben ist: Die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, ermöglicht es zu arbeiten und zu handeln. Individuen brauchen eigene Räume um sich versorgen zu können und dadurch zu leben (vgl. Arendt 1967).
Auf Grundlage dessen haben wir zwischen November 2020 und Februar 2021 eine junge Frau namens Sandra und ihre ältere Nachbarin Dorothea begleitet, die jeweils in Wohnungen des Frauenstifts wohnen. Sandra bewohnt eine Wohnung mit 1,5 Zimmern und Dorothea eine Wohnung mit zwei Zimmern. Aus Gründen der Anonymisierung benennen wir das von uns untersuchte Stift als Frauenstift. Während Sandras Wohnpraktiken und Wohnryhtmen auf der Mikoebene untersucht werden, steht ihr Wohnen im Zusammenhang mit dem Leben in jenem Hamburger Frauenstift. Das Frauenstift verfolgt nicht nur wie andere Stifte das sozialpolitische Ziel, günstigen Wohnraum zu ermöglichen (vgl. Eissenhauer 1987), sondern setzt einen Schwerpunkt auf Wohnraum für junge Frauen in Ausbildung und ältere Frauen. Dies bildet die Mesoebene unserer Untersuchung. Auf der Makroebene wird sich mit dem Wohnen in Hamburger Stiften auseinandergesetzt. Im Gegensatz zu den meisten Stiften, die im 18. Jahrhundert in Hamburg gegründet wurden, handelt es sich beim Frauenstift um ein Haus mit jüdischer Geschichte. Bis auf einen Stolperstein vor der Stiftung, der an die Deportation und Ermordung einer Anwohnerin erinnert und diese mahnt, fehlen Hinweise auf die jüdische Geschichte der Stiftung, ihrer Anwohnerinnen und der Stadt.

Nachdem Teile der ursprünglichen Stiftungsgebäude im zweiten Weltkrieg zerstört wurden, bestehen heute noch das 1883 fertiggestellte Haus 1, Haus 2 aus dem Jahr 1895, Haus 3 und 4 aus 1932 sowie fünf neuere Bungalows. Die Gebäude bilden eine von Gärten gespickte ruhige Wohnanlage. Sowohl aus der Stiftungsgeschichte als auch aus den gegenwärtigen Wohnpraktiken ergeben sich Fragestellungen in Hinblick auf die Organisation von gemeinschaftlichem Wohnen, die den Rahmen unserer Arbeit bilden. Deshalb wurden zwei narrative Schwerpunkte gesetzt, die sich über verschiedene Formate und Materialien miteinander in Verbindung bringen lassen. Zum Einen richtet sich das Forschungsinteresse auf die Stiftungsgeschichte, die mit der jüdischen Stadtgeschichte Hamburgs verwoben ist. Unter welchen Umständen wurde das Wohnstift gegründet und welchen Bedürfnissen verschiedener Akteurinnen wurde damit begegnet? Zum anderen werden Wohnpraktiken aktueller Bewohnerinnen in den Blick genommen. Wie beeinflussen Materialität und Organisationsform, die eng mit der Geschichte des Stifts verwoben sind, heutige Wohnpraktiken? Wie wird der begrenzte Wohnraum zwischen Privatheit und Gemeinschaft verhandelt? Und hat der Verkauf des Stifts an eine Immobilienverwaltung einen Einfluss auf die Organisation von Gemeinschaft?

Hogeback/Karatas/HCU 2021 - Lizenz: CC BY-NC-SA

Vertiefung: A Room of One's Own

“[...] a lock on the door means the power to think for oneself” (Woolf 1929: 89)

Virginia Woolf setzt sich in ihrem Essay “A Room of One’s Own” mit dem literarischen Schaffen von Schriftstellern und Schriftstellerinnen auseinander. Dass Männer die Literaturszene beherrschen, führt sie darauf zurück, dass Frauen generell und Schriftstellerinnen im Speziellen eigene Räume fehl…

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Das Frauenstift im zeitlichen Verlauf

A Rooms of One's Own - Film

Kurzbeschreibung: A Room of One's Own

“[...] a lock on the door means the power to think for oneself” (Woolf 1929: 89)

Virginia Woolf setzt sich in ihrem Essay “A Room of One’s Own” mit dem literarischen Schaffen von Schriftstellern und Schriftstellerinnen auseinander. Dass Männer die Literaturszene beherrschen, führt sie darauf zurück, dass Frauen generell und Schriftstellerinnen im Speziellen eigene Räume fehl…

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