Familiengeschichten

Lage: Grundstück am Rande eines kleinen Dorfes
Nutzung: Wohnen
Grundstück: ca. 2.400m²
Bebaute Fläche: ca. 112m² (+ 166m² Scheune)
Wohngebäude: Zweigeschossig + Dachgeschoss und Kellergeschoss
Wohneinheiten: 2
Bewohner*innen: 3
Baujahr: 1912
Umbau: 1967, 2009

Bewohner*innen:
Eine Seniorin im Erdgeschoss, ihr Sohn und dessen Ehefrau mit 2 Hunden im Obergeschoss und 6 Hühner im Garten

Nutzung der unbebauten Fläche:
Obst- und Gemüseanbau für den Eigenbedarf, Hühnerhaltung, Sitzplätze, Terrassen und Unterstände zum Entspannen, Essen, Kartenspielen, Lesen etc.

Grundstück:
Veränderung der Grundstücksform durch eine Flurbereinigung in den 1970ern, bei denen die langen, schmalen und teils kleinen Flurstücke verkürzt und zusammengefasst wurden. Zudem wurde ein neues Wegenetz durch die ehemals vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen geschaffen.

Beschreibung der Wohnsituation:
Das Gebäude liegt in einer kleinen Marktgemeinde ca. 12 km von einer süddeutschen Universitätsstadt entfernt. Die Bevölkerungsdichte entspricht hier ca. 157 Einwohner je km². Der Standort befindet sich außerhalb des eng bebauten Ortskerns an der Hauptstraße, die den Ort durchquert und parallel zur Bahntrasse verläuft. Die Bebauungsstruktur ist hier aufgelöst, freistehende Häuser mit Gärten prägen die Umgebung. Bis in die 1980er Jahre war das von uns betrachtete Haus das einzige in der unmittelbaren Umgebung. Noch heute läuft der Ort im östlichen Teil zum Fluss hin in Kleingärten und Ackerland aus. In den letzten Jahren wurden die unteren Gartengrundstücke parallel zum Garten des Hauses zu Bauland umgewandelt. Die Gegend wird zunehmend verdichtet. Allgemein sind die Häuser und Wohnungen im Ort, unter anderem durch die gute Anbindung an die Universitätsstadt, die nur 2 Bahnstationen (ca. 10 Minuten Fahrt) entfernt liegt und die im Vergleich zu dort deutlich günstigeren Mieten sehr begehrt. Es gibt so gut wie keinen Leerstand.

In früheren Zeiten war die Nachbarschaft von einer starken Gemeinschaftlichkeit geprägt, die Bewohnenden kannten sich größtenteils noch aus Kindertagen, man traf sich gerne zu einem Plausch an der Hauptstraße und wusste immer, was bei den Menschen in der Umgebung los ist. Dies ist zum Teil zwar immer noch so, nimmt aber durch oben beschriebene Voraussetzungen immer weiter ab.

Berthold R. lies das Gebäude 1912 als Wohnhaus für sich und seine zukünftige Familie errichten. Zu dieser Zeit wurde von der Familie vor Ort Landwirtschaft betrieben, weswegen zusätzlich eine Scheune und ein an das Wohnhaus angrenzender Stall errichtet wurde. Das Grundstück reichte zu dieser Zeit bis hinunter an den Fluss. Auf dieser Ackerfläche wurden Kartoffeln angebaut. Des Weiteren wurden Kühe und Schweine gehalten. Berthold R. wohnte hier anfangs mit seiner Frau Marie und das Obergeschoss wurde an ein Studentenpaar vermietet. Später wohnten Berthold und Marie hier mit ihrem Sohn Ignatz und ihrer Tochter Irene. Nach der Heirat von Ignatz zog dessen Frau Frieda mit in das Gebäude ein, die noch bis heute dort lebt. Ignatz und Frieda lebten hier später auch mit ihren Kindern, Lina, Georg und Nina. Der erste Umbau erfolgte nach der Geburt des dritten Kindes. Zu dieser Zeit lebten Berthold und Marie weiterhin mit im Haus. Nach und nach wurde die Landwirtschaft aufgegeben, die Kinder zogen aus, bis Frieda schließlich über viele Jahre alleine das Haus bewohnte. 2009 zog Friedas Sohn Georg, mit seiner Frau Nora und Tochter Tilda, zurück in sein Elternhaus. Hierfür wurde das Gebäude renoviert und in 2 Wohnungen aufgeteilt, sodass Frieda das untere Geschoss bewohnt und die Familie von Georg das obere Stockwerk und das Dach. Seit dem Auszug von Tilda 2011, wird das Haus von Frieda, 91 Jahre alt, sowie Georg und Nora bewohnt, die beide kurz vor der Rente stehen. Georg und Nora halten 2 Hunde und seit einiger Zeit wird mit einigen Hühnern im Garten, wieder an die ehemalige Tierhaltung angeknüpft.

Ghayour/Richter/Strickrott/HCU 2021 - Lizenz: CC BY-NC-SA

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Familiengeschichten - Grundrisse der Zukunftsvision

Beschreibung der Wohnsituation

Das Gebäude liegt in einer kleinen Marktgemeinde ca. 12 km von einer süddeutschen Universitätsstadt entfernt. Die Bevölkerungsdichte entspricht hier ca. 157 Einwohner je km². Der Standort befindet sich außerhalb des eng bebauten Ortskerns an der Hauptstraße, die den Ort durchquert und parallel zur Bahntrasse verläuft. Die Bebauungsstruktur ist hier aufgelöst, freistehende Häuse…

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Vertiefung

Gemeinschaftliches Zusammenleben spielt im Fall „Familiengeschichten“ eine zentrale Rolle. Anhand der unterschiedlichen Konstellationen, in denen hier über die Jahre zusammengewohnt wurde, konnten verschiedene Formen von Wohnen in der Gemeinschaft betrachtet und aus positiven wie negativen Aspekten Schlüsse für zukünftige Wohnformen gezogen werden.

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Steckbrief

Lage: Grundstück am Rande eines kleinen Dorfes
Nutzung: Wohnen
Grundstück: ca. 2.400m²
Bebaute Fläche: ca. 112m² (+ 166m² Scheune)
Wohngebäude: Zweigeschossig + Dachgeschoss und Kellergeschoss
Wohneinheiten: 2
Bewohner*innen: 3
Baujahr: 1912
Umbau: 1967, 2009

Bewohner*innen:
Eine Seniorin im Erdgeschoss, ihr Sohn und dessen Ehefrau mit 2 Hunden im Obergeschoss und 6 Hühnern im…

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