Gemeinschaftliches Wohnen mit flexiblen Grundrissen

Eigentümerin: Genossenschaft
Nutzung: Wohnen
Wohneinheiten: 23 Wohnungen
Grundstück: 1690 m²
Bebaute Fläche: 760 m²
Wohnungsgrößen: zwischen 39 und 100 m²
Bewohner:innen: 35 Erwachsene und 11 Kinder bzw. junge Erwachsene

„Niemand baut uns ein Schloss …

… das mussten wir schon selbst tun.“

Im integrativen Wohnprojekt S. wohnen 35 Erwachsene und 11 Kinder mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und sozialen Hintergründen. Neben Familien mit Kindern gibt es auch Alleinstehende und Rentner*innen. So richtet sich auch die Miete nach dem Einkommen und wird gegebenenfalls subventioniert durch einkommensstarke Bewohner*innen.

Die Idee zur Gründung eines Wohnprojekts entstand 1998 in einer Küche einer Wohngemeinschaft. Mit Unterstützung des Architekturbüros PlanR, der Lawaetzstiftung als Baubetreuerin und der Genossenschaft Wohnreform eG konnte der Traum vom alternativen Wohnen im April 2004 realisiert werden. Hierfür wurde ein Umbau des ehemaligen Wohnheims des Vereins zur Wahrung der Zunftgebräuche im Baugewerbe e.V. veranlasst. Ursprünglich haben sich die Evangelische Stiftung Alsterdorf und die Gruppe S. gemeinsam um das Gebäude beworben. Heute teilen sie sich das große Gebäude, in dem die Stiftung Alsterdorf Wohnungen für Menschen mit Behinderung betreut.

„Im Laufe der Jahre haben sich die Tätigkeiten im Haus gut verteilt.“

Die Bewohnerin E. erzählt im Interview, dass die Coronavirus-Pandemie sich als eine schwere Phase erwies, denn das Projekt lebt vom Austausch. So gibt es jährlich eine gemeinsame Wochenendreise und die Reisekosten werden dabei gemeinschaftlich finanziert. Darüber hinaus finden regelmäßig Plenarsitzungen statt, um wichtige Entscheidungen, die die Hausgemeinschaft betreffen, gemeinsam zu entscheiden und die Aufgaben im Haus in Arbeitsgruppen (Fahrstuhlgruppe, Werkstattgruppe, Gemeinschaftsraumgruppe, Rechtsformgruppe etc.) zu verteilen. Früher gab es auch ein Kinderplenum, um die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder im Haus zu berücksichtigen. In den Gesprächen und vor Ort wird sichtbar, dass versucht wird, möglichst viele Aufgaben selbstständig zu übernehmen, um zusätzlich entstehende Kosten niedrig zu halten. Die Bewohnerin K. ist gerade in der Gartengruppen aktiv, kümmert sich um den Bio-FoodCoop im Keller und sortiert das Postfach der Genossenschaft Wohnreform eG. Für die Kommunikation untereinander gibt es ein Schwarzes Brett mit einem Kalender im Erdgeschoss und zusätzlich einen E-Mail-Verteiler für wichtige Ankündigungen im Haus, wie zum
Beispiel Renovierungsarbeiten.

„Ich fühle mich viel größer als diese Wohnung.“

Neben den 23 Wohnungen im Haus gibt es viele Bereiche zur gemeinschaftlichen Nutzung, wie zum Beispiel einen Garten, eine Terrasse, eine Werkstatt, eine Sauna und einen Gemeinschaftsraum, der für Geburtstagsfeiern, Musikproben oder das alljährliche Grünkohl-Essen genutzt wird und allen gleichermaßen zur Verfügung steht. Dieses gemeinsame Ritual ist sehr bedeutsam für das Haus. Außerdem wird jedes Jahr im März ein gemeinsames Fest veranstaltet, um an den Einzug zu erinnern.

„Es ist nie alles perfekt.“

Die Grundrisse und die Rigipswände im Haus bieten eine gewisse Flexibilität und entsprechend auch Möglichkeiten für Veränderungen. Gleichzeitig ist mit ihnen auch ein gewisser Lärmpegel verbunden. Dennoch wird versucht, die Wünsche und Bedürfnisse von allen zu berücksichtigen. So kommt es hin und wieder zu Wohnungstauschprozessen bei sich verändernden Lebensentwürfen. Der Wunsch nach Vergrößerung bzw. Verkleinerung wird zunächst beim Plenum angekündigt. Anschließend berät sich die verantwortliche Gruppe für Wohnungswechsel und koordinieren den Prozess. Wenn sich ein Tausch anbietet, müssen beispielsweise die Kosten für die Übernahme der Küchenausstattung verhandelt werden. Bei ihrem Einzug haben die Bewohnerinnen I. und C. eine hochwertigere Küche gekauft und die vorherige Küche ist heute zum Teil in der Bio-FoodCoop.

Wie wird sich das Zusammenleben verändern?

Das Wohnprojekt S. ist das älteste Wohnprojekt der Dachgenossenschaft Wohnreform eG und feiert im Sommer 2024 sein 20-jähriges Bestehen. In Zukunft wird der Generationswechsel im Haus eine immer größer werdende Rolle spielen, denn die Bewohner*innen werden älter und mit der Zeit ziehen die Kinder aus dem Haus. K. teilte uns mit, dass es für die Zukunft wichtig sei, dass junge Familien mit Kindern einziehen. Zuletzt ist eine Familie in ein anderes Wohnprojekt gezogen und zwei neue Familien sind in das Haus eingezogen.

Und die Zukunft?

In Bezug auf die Zukunft äußern die Menschen im Haus unterschiedliche Wünsche. K. wünscht sich, dass Nachhaltigkeit und das Zero-Waste Prinzip als Themen eine größere Bedeutung im Haus erhalten und zum Beispiel E-Bikes anstatt Autos genutzt werden. Ergänzend wäre es wichtig, nach der Pandemie, noch einmal über gemeinsame Ziele und Pläne nachzudenken. Die Bewohnerin E. wünscht sich: „ (…) dass das Haus weiterhin gut in seiner Bausubstanz bestehen bleibt und dem, was es als Haus Menschen bieten kann und dass es weiterhin ein genossenschaftliches Haus bleibt.“

Al-Asaadi / Gorgone / Hoffmann / Nikulina / Özcan / Vaclavkova – HCU 2023. Lizenz: CC BY-NC-SA

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Gruppenraum

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Versorgungsmöglichkeiten